Joey Kelly – Mann ohne Grenzen
28.05.2015 | Autor: Folko Damm – Quickborner Tageblatt
Extremsportler spricht in Ellerau vor 350 begeisterten Zuhörern über Motivation und seinen Weg, Ziele zu erreichen

Joey Kelly bei seinem Vortrag „No limits“ in Kramers Gasthof. Die Veranstaltung wurde von der Gewerbeinitative Ellerau organisiert. Foto: Folko Damm
Ein Tag im Juni 1999, Joey Kelly hat nur zwei Stunden geschlafen und bestreitet dennoch einen Triathlon. Noch 4000 Meter bis zur Ziellinie. Sein Bruder Paddy ruft beim Manager an, aus dem Backstagebereich des Münchner Olympia-Stadions. Wo Joey denn bleibe, immerhin spiele man ja ein Konzert, auf dem auch Michael Jackson auftritt. Joey Kelly will aber beides, das Ziel erreichen und mit dem King of Pop auf der Bühne stehen. „Also bin ich gelaufen, dann in den Hubschrauber gestiegen und stand pünktlich noch mit Trikot und Startnummer an auf der Bühne“, berichtet Joey.
Mit zahlreichen Geschichten spickt der 42-Jährige am Dienstagabend in Ellerau seinen Vortrag auf Einladung der örtlichen Gewerbeinitiative. Der Titel „No Limits – Wie schaffe ich mein Ziel“ und die Popularität des Protagonisten lockte etwa 350 Zuhörer in den Saal von Kramers Gasthof.
Disziplin, Mut, Wille, Leidenschaft, Ausdauer, auch die Fähigkeit, hart gegen sich selbst zu sein – diese Schlagworte und Aufforderungen schmettert Kelly seinen Zuhörern in seinem mehr als einstündigen Programm wiederholt entgegen. Die Botschaft dahinter ist immer dieselbe: Arbeite hart für deine Ziele, dann erfüllen sich irgendwann deine Träume.
Allein für diese Erkenntnis hätte wahrlich niemand den Eintrittspreis entrichten müssen. Aber für die Art und Weise, wie Kelly seine Botschaft vermittelt, hat sich die Ausgabe allemal gelohnt. Denn er liefert mehr als nur Motivation. Er unterhält und zeigt Haltung. Zum Beispiel durch Anekdoten aus der Zeit mit der musikalischen Familie, von seinen sportlichen Abenteuern, aus seinem Leben als Geschäftsmann, von TV-Auftritten. Dass Kelly und seine Inhalte gut ankommen, beweisen die Reaktionen aus dem Publikum deutlich. Mal amüsiert, mal mit lautem Gelächter, mal mit zustimmendem Applaus, offenen Mündern, gebanntem und auch mal mit betretenem Schweigen hängt es an Kellys Lippen.
Doch egal wie präsent, erfolgreich und überzeugt Kelly bei, mit und von seiner Betätigung als Marathon- und Ultramarathonläufer, Triathlet, Abenteurer und Südpol-Expeditionsmitglied ist – jemand, der nach eigenen Angaben als Teil einer Band mehr als 20 Millionen Platten verkauft hat, hält keine Vorträge, ohne auf die musikalische Karriere zurückzublicken. Diese hätte nicht ohne eine grundlegende Entscheidung des Familienpatriarchen Daniel Kelly starten können. „Mein Vater hat als Mönch in Italien gelebt. Das war zum Glück nicht seine Berufung, also hat er die Kelly Family gegründet. Zwölf Kinder. No Limits“, erzählt Joey Kelly zu Beginn, hat die Lacher auf seiner Seite und die erste elegante Verbindung zu seinem Vortragsthema.
Der kommerzielle Erfolg der legendären Band, die in einem alten Bus durch die Lande tourte, auf einem Hausboot lebte und auf Europas Straßen Musik machte, sei das Ergebnis von Entbehrungen gewesen, sagt Kelly. „Wir haben geglaubt und gelebt, dass wir irgendwann Stadien mit 50 000 Leuten füllen“, sagt Joey und fügt an: „Nur wer ohne Komfort lebt, fordert das Glück.“
Dass er Jahre später scheinbar unmenschliche Herausforderungen wie eine Serie von Marathonläufen durch die Sahara und das Death Valley sowie Expeditionen durch die Antarktis meistert, ist auch einem Scheitern geschuldet. „Meine Schwester Patricia wollte einen Volkstriathlon laufen. Da habe ich gedacht, wenn die das schafft, schaffe ich das dreimal, auch ohne Training“, erinnert sich Kelly. Beim Wettkampf versagte er – und trainierte fortan hart.
Gebrochene Schlüsselbeine und aufgeschnittene Blasen an den Füßen waren für Kelly zwar Hürden, aber keine Gründe, Rennen abzubrechen. Auch keine Fieberschübe in der Sahara. Er kam ins Ziel. Wie? „Ich habe die Krankheit in die Wüste gejagt. Das Einzige, was ich geändert habe, war aufzuhören zu jammern“, sagt Kelly. Sich in Selbstmitleid zu suhlen, Argumente zu suchen, die gegen das Ändern schlechter Gewohnheiten sprechen, das kommt für ihn nicht infrage. „Ich kann das Jammern nicht mehr hören. Wir leben in den besten Zeiten, die es jemals gab“, betont Kelly und begründet, warum: „Wir haben das Glück, Ziele verfolgen zu können, an die wir auch glauben.“ Der Applaus im Saal gibt Joey Kelly Recht.